…kranke Kinder!
Ja, dazu braucht man echte Kämpfereigenschaften, eine weiche Schale und einen rauhen Kern sozusagen. Denn kranke Kinder (man beachte den Plural!) sind wirklich eine Herausforderung. Ich rechne damit, dass das Gesund-pflegen von kranken Kindern im eigenen Haushalt, genau wie das Anziehen mehrerer Kinder bei winterlichen Temperaturen (Stichwort: alternierendes Bilden von Zwiebelschichten), demnächst zum Ausbildungsberuf auserkoren wird.
Definitiv habe ich mittlerweile kostbare Skills in beiden Angelegenheiten erlangt – aber hier verrate ich jetzt erstmal das wesentlich in puncto Überlebenstricks bei kranken Kindern.
So vor zwei Wochen war es nämlich soweit, beide Mädels ziemlich krank, viralen Infekt mit Beteiligung der oberen Atemwege. Das bedeutet auf gut deutsch: verrotze Nasen, minütliches Niesen mit vielen Gelegenheiten zur Tröpcheninfektion, rauhe Stimmen bis zu Stimmversagen und vor allen Dingen Husten. Husten ist deshalb so nervig, weil er einen vom Schlafen abhält. Wenn man unter einem Jahr alt ist, so wie das Bernsteinmädchen, dann bekommt man nur homöopathischen Hustensaft verabreicht. Der wirkt so mäßig. Wenn man über zwei ist, bekommt man schon das bessere Zeug, wirkt aber auch nur so mäßig, wenn es einen richtig erwischt hat. Wenn man es als Kind dann endlich geschafft hat einzuschlafen, dann ist Husten immer noch nervig, nämlich für die Eltern, die dadurch via Babyphone geweckt werden oder noch besser; gar nicht erst einschlafen können. Tja also, da kommt man schon ziemlich zügig zum Hauptproblem bei kranken Kindern – alle haben akuten und massiven Schlafmangel. Das schlägt auf die Laune und auf die Konzentration. Bei mir führt das dazu, dass ich den O-Saft im Tassenregal abgestellt habe (ich nehme an der sollte ins Kühlmöbel) und bei den Kindern führt das dazu, dass jeder Versuch zu spielen, in Frust endet, weil eben irgendwie nichts gelingt.
Die Legolok fährt schief und kippt ständig um, die Puzzleteile passen nicht mehr, Bücher tun in den Augen weh und alles nervt. Die nun folgenden Tipps beziehen sich auf das große Jadekind, das kleine Mädchen schläft dann entsprechend viel und wird ansonsten in der Bauchtrage von mir durch die Weltgeschichte buxiert, damit es zufrieden bleibt.
Hier also meine Tipps:
- Bei Krankheit alle pädagogischen Grundsätze über Bord werfen und Fernseh schauen uneingeschränkt zu lassen. Also natürlich läuft dann hier kindgerechtes Fernsehen und auch nichts von den dämlichen Serien, aber es läuft der Fernseher. Dazu bau ich eigens ein Krankenlager vorm TV auf, in dem ich unkompliziert und permanent pflegend einwirken kann. Anfänglich hatte ich tatsächliche Gewissensbisse, aber es geht einfach nichts anderes und außerdem habe ich beim genaueren Nachdenken festgestellt, dass ich damit nur guten Traditionen folge. Bei mir damals war es genau so. Ich hab trotzdem eine Hochschule besucht und nach gar nicht so langer Zeit mit einem Staatsexamen verlassen. Versaut einem also nicht postwendend alles, so ne TV-unterstütze Therapie. Zwischendurch geht die Glotze natürlich mal aus. Dann gucken wir was die Konzentration macht und wagen ein Spielchen, das geht auch ne Weile gut. Ich lass zu diesen Zeiten die Große das Tempo bestimmen und schalte das erzieherische Moment dabei komplett aus. Das führt dazu, dass die Zeit auch für mich entspannter ist, wir gehen uns nicht wegen Kleinigkeiten auf den Sack. Harmonie hilft beim gesund werden ungemein. So die These.
- Ein Inhalationsgerät mit Kochsalzlösung. Kein Scheiß, das hilft wirklich ungemein. Hersteller egal, Hauptsache es wird der discotypische Nebel produziert und die Kinder atmen es ein. Dreimal fünf Minuten am Tag helfen enorm.
- Ein Hoch auf den Nurofensaft in Geschmacksrichtung Erdbeer. Der ist wirklich super. Wirkstoff Ibuprofen. Den kann man sich auch mal getrost selbst einverleiben. Da fühlt man sich tatsächlich schlagartig besser. Ich hab immer noch Angst, dass man eines Tages herausfindet, dass dort illegale Substanzen verwendet wurden und man das Zeug wieder vom Markt nimmt. Für diesen Fall hab ich mich bereits bevorratet, der komplette Apothekerschrank ist voll davon. Die stellen uns hier eher den Strom ab, als das der Nurofensaft ausgeht.
- Ein allerletzter antichristilich anmutender pädagogischer Superskill: Kinder essen wenn sie krank sind schlecht. Das ist auch erstmal nicht so schlimm, dass können die ganz gut wegstecken. Was doof und gefährlich werden kann ist zu weniges Trinken. Deshalb pimpe ich den Tee (Milch ist natürlich unangefochtenes Lieblingsgetränk, führt aber bei Husten nur zu noch mehr Husten) mit großen (wirklich großen!) Mengen an Zucker, wahlweise Traubenzucker. Das ist nicht gut für die Zähne, führt aber immerhin zu einer energiereichen Flüssigkeitszufuhr. Außerdem gibt es dann gerne ne Runde Speiseeis für alle. Tut bei Halsschmerzen gut, hebt die Laune und ist ja auch fast flüssig.
Zusammenfassend lade ich Sie ein, die Situation nun zu visualisieren. Da liegt also ein verrotztes, hustendes und fieberndes Kind auf einer Matratze vor dem TV. Um es herum wabern Nebelschwaden aus dem Inhaltionsgerät, es gibt stark zuckerhaltige Getränke und Eis. Außerdem (vermutlich illegale!) Medikamente.
Das sind doch mal bärenstarke Tipps. Wenn Sie mich nicht hätten….